Stuttgarter Kolonialgeschichte
Im Stuttgarter Stadtgarten erinnert die Arbeit NEBEN DEM KAKAOFELD von Lídia Chaves an die vergessene Kolonialausstellung, die 1928 in und um die Landesgewerbehalle stattfand. Wo heute die Universitätsbibliothek steht, trauerten Revisionisten mit Installationen, Objekten, Waren, rassistischen und weinerlichen Erzählungen dem Verlust der deutschen Kolonien nach Ende des Ersten Weltkriegs nach. Chaves mit Stahlkanten in die Rasenfläche gestanzter Satz NEBEN DEM KAKAOFELD GLEICH BEIM EINGANG STEHT EIN GEISTERHAUS stammt aus dem Ausstellungskatalog, einem der wenigen noch vorhandenen Zeugnisse der Ausstellung. Das “Geisterhaus”, auf das der Satz paternalistisch hinweist, war wohl ein von den Ausstellungsmachern nachgebauter ritueller Ort. Mit der Entfernung des Grüns zwischen den Buchstaben verweist die Künstlerin auch auf die brutale Ausbeutung des Natur durch die Kolonialherren.
Die Arbeit ist Teil von Groundbreaking Stadtgarten, dem “Festival im Festival”, bei dem sich Architekturstudierende der Uni Stuttgart mit den ab- und untergründigen Seiten des Stadtgartens beschäftigen. Bis 19. Juli.
Markus Bauer / IBA’27-Team