18.05.21
Kunstwettbewerb entschieden

Martin-Mayer-Steg: Passanten wird der Teppich ausgerollt

In Stuttgart-Bad Cannstatt ist der Kunstwettbewerb »Transit – Kunst am Steg« zum Martin-Mayer-Steg entschieden. Die Jury kürte am 4. Mai den Entwurf »Den Teppich ausrollen« von dem Berliner Künstler Thilo Droste zum Sieger. Sie wählte ihn aus fünf Entwürfen aus, die im Februar 2021 in die engere Auswahl gekommen waren. Ausloberin des Kunstwettbewerbs war das Amt für Stadtplanung und Wohnen der Landeshauptstadt Stuttgart in Kooperation mit der Internationalen Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBAʼ27).

Bei dem ausgewählten Projekt handelt es sich um eine künstlerische Intervention, die den Steg mit einem großen Teppich bedecken und diesen für die Passanten förmlich ausrollen wird. Der Teppich soll im Zusammenwirken mit den Menschen vor Ort entstehen: Sie werden über im Stadtbezirk Bad Cannstatt ansässige Vereine und Institutionen eingeladen, Bilder ihrer eigenen Teppiche oder anderer Bodenbeläge per Mail einzureichen. Das gesammelte Fotomaterial wird zu einem Patchwork-Muster zusammengefügt und als passgenauer Teppichrasen für den Steg produziert. Auf diese Weise soll der Teppich die Vielfalt des Stadtbezirks repräsentieren und für die Menschen vor Ort identitätsstiftend wirken. Begleitend soll mit einer einwöchigen Aktion am Wilhelmsplatz für die Teilnahme geworben werden. Hierzu werden fünf große Banner an Fahnenmasten aufgehängt sowie ein Bauwagen und ein erstes Teppichstück am Wilhelmsplatz aufgestellt werden.

Den Martin-Mayer-Steg überqueren Fußgängerinnen und Fußgänger auf ihrem Weg zwischen S-Bahnhof Bad Cannstatt und Stadtbahn-Haltestelle Bad Cannstatt Wilhelmsplatz sowie Richtung Altstadt. Die Bedeutung und den Reiz zur Beschäftigung mit diesem Transitraum beschreibt Jurymitglied und Mitglied des städtischen Gestaltungsbeirats Axel Lohrer aus München mit den Worten: »Dieses Bauwerk reizt doch jeden gestalterisch Interessierten. Aus dem Blickwinkel eines eher in der tradierten Planung verankerten Landschaftsarchitekten ist es umso erfrischender zu sehen, wie Kunst dabei in einer noch ganz anders aufgespannten Sichtweise diesen Unort mit eloquenter Seele beleben kann.«

Wichtig für die Beurteilung der Konzepte war, dass diese sich mit dem Ort und den Begebenheiten auseinandersetzen, dass sie aussagekräftig und performativ sind und die Idee umsetzbar ist. Erfahrungen in der eigenverantwortlichen Durchführung von Kunstprojekten im öffentlichen Raum spielten ebenfalls eine Rolle. Prof. Folke Köbberling, Künstlerin, Professorin am Institut für Architekturbezogene Kunst der Technischen Universität Braunschweig und Mitglied des Kuratoriums der IBA’27 lobte den Siegerentwurf in ihrer Funktion als Vorsitzende der elfköpfigen Jury: »Thilo Drostes Ansatz bringt das Private ins Öffentliche, ist sehr prozesshaft, plakativ und zugleich sensibel. Das Kunstprojekt wird diesem Ort eine neue Identität zuweisen und einen gemeinsam gestalteten, öffentlichen Raum schaffen. Trotz seiner Vergänglichkeit birgt die Intervention die große Chance, eine in Erinnerung bleibende und den Diskurs anregende Wirkung im Umfeld des Martin-Mayer-Stegs zu entfalten.« Weitere Mitglieder der Jury waren außerdem Kunst- und Kulturschaffende aus Stuttgart und der Region, der Bezirksvorsteher sowie zwei Mitglieder aus dem Bezirksbeirat Bad Cannstatt, Vertreter der IBA’27, des Amts für Stadtplanung und Wohnen und des Kulturamts der Landeshauptstadt Stuttgart sowie des städtischen Gestaltungsbeirats.

Die Auslobung des Wettbewerbs erfolgte im Kontext des Vorhabens »Ankommen in Bad Cannstatt«, das die Landeshauptstadt ins Netz der IBA’27 eingereicht hatte. Ziel des Vorhabens ist es, die Identität des größten Stuttgarter Stadtbezirks zu stärken, Trennungen aufzuheben, neue städtebauliche Verbindungen zu schaffen sowie die Wertschätzung für den öffentlichen Raum als Lebensraum der Stadtgesellschaft zu fördern. An dem Kunstwettbewerb für den Martin-Mayer-Steg teilgenommen hatten Künstlerinnen und Künstler verschiedenster Sparten unter anderem aus Deutschland, Frankreich, Österreich und Tschechien. Auf dem zweiten Platz landete die Einreichung »Light and Day« von der Künstlerin Irène Hug, ebenfalls ansässig in Berlin. Ihre Arbeit hatte die Jury ebenfalls überzeugt. Die Lichtinstallation mit interaktiver Leuchtschrift besteht aus fünf verschiedenfarbigen Leuchtstoffröhren, die den Steg in buntem, warmem Licht erstrahlen lassen sollen.

Zum Einstieg in die Umsetzungsphase findet in den nächsten Wochen ein Austausch der beteiligten Fachämter mit dem Künstler statt. Vorgeschlagen ist eine achtwöchige Vorbereitungsphase, in der auch für Projekt geworben und die Stadtgesellschaft eingebunden werden soll. Anschließend soll eine Aktionswoche direkt vor Ort am Wilhelmsplatz für die Beteiligung am Kunstprojekt werben. Die Installation vor Ort sowie der Projektzeitraum wird im weiteren Verfahren abgestimmt und festgelegt.

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