IHK-Studie
Stadtverträgliche Logistik in urbanen Quartieren
Wie kann der Transport von Gütern und Waren in urbanen Quartieren umweltgerecht und stadtverträglich organisiert werden? Die neue Studie »City-Logistik neu gedacht – Impulse für das Stuttgarter Rosensteinviertel« der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart liefert dazu Antworten. Am Beispiel des Rosensteinviertels, das in einigen Jahren im Zentrum Stuttgarts entstehen wird, zeigen die Autoren insgesamt zwölf Ansätze und deren Wirkungspotenziale auf. Diese sind auf andere große Quartiersentwicklungen übertragbar.
Im Zentrum der Studie steht die Frage, wie die Versorgung der Bürgerinnen und Unternehmen künftig deutlich besser ablaufen kann. »Wenn im Rosensteinviertel Leben und Arbeiten stadtverträglich bei hoher Lebensqualität in Einklang gebracht werden sollen, dann müssen die dafür notwendigen Infrastrukturen schon in der frühen Planungsphase berücksichtigt werden«, betonte IHK-Hauptgeschäftsführer Johannes Schmalzl.
IBA’27-Intendant Andreas Hofer sagte bei der Vorstellung Studie: »Es ist entscheidend, bei der Entwicklung neuer Quartiere nicht nur über den Städtebau nachzudenken, sondern rechtzeitig auch das ›Betriebssystem‹ zu planen. Neben Fragen wie nachhaltiger Energieversorgung und stadtverträgliche Mobilität ist die gut organisierte Verteilung von Waren ein wichtiger Baustein. Während die Studie vom stark steigenden Lieferverkehr für Konsumgüter durch den zunehmenden Internethandel geprägt ist, gewinnen Fragen der Logistik in den Städten durch die These der IBA’27, dass wir in den Städten auch zunehmend wieder Produkte herstellen, eine zusätzliche Brisanz.«
Für eine funktionierende und von den privaten wie auch gewerblichen Sendungsempfängern akzeptierte Innenstadtlogistik müssen Stadt- und Verkehrsinfrastruktur so geplant werden, dass Personen- und Güterverkehr im Einklang mit Klimaschutz- und Nachhaltigkeitszielen stehen. Die in der Studie vorgestellten Logistiklösungen decken die zur Ver- und Entsorgung von Mischgebieten benötigten Prozesse und Leistungen ab und erstrecken sich auf die gesamte Bandbreite zwischen bereits etablierten Lösungen als auch visionären Innovationen für die innerstädtische Güterversorgung.
Die Studie erklärt, wie Liefervorgänge vermehrt auf private Flächen verlagert und im Hintergrund statt im öffentlichen Raum abgewickelt werden können, wie mehr Logistik bei weniger Straßenverkehr machbar ist und welche Vorteile sich für Bürgerinnen und Bürger sowie für Unternehmen durch eine bedürfnisorientierte Steuerung der Logistik ergeben.
So können beispielsweise Logistikflächen in den Untergeschossen von Gebäuden zur zentralen Versorgungsinfrastruktur werden, von der aus die Bewohnerinnen und die Gewerbetreibenden innerhalb eines Hauses beliefert werden. Diese ließen sich auch mit sogenannten »Multi-User Mikro-Hubs« kombinieren, also zusätzlichen, zentralen Umschlagpunkten für die letzte Meile, die von mehreren Dienstleistern und Anwohnern gemeinsam genutzt werden.
Ein weiterer Hebel könnte die flächendeckende Nutzung von privaten und öffentlichen Paketempfangsanlagen sein, die in den Eingangsbereich oder in Gebäudefassaden integriert werden. Die Empfängerinnen können so die Pakete jederzeit abholen und die gebündelte Anlieferung sorgt für eine umweltfreundliche Zustellung.
Die Autoren der Studie beschreiben außerdem Neuentwicklungen wie unterirdische Transportsysteme, die die vorletzte Meile überbrücken, also die Strecke zwischen städtischen Randlagen und den Zentren. Dadurch werden die Zufahrtsstraßen von großen Teilen des Güterverkehrs befreit und die Sendungen können an City-Hubs zur Feinverteilung auf kleine und emissionsfreie Fahrzeuge umgeladen werden.
Die Studie wurde im Auftrag der IHK Region Stuttgart vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML, dem Verkehrsplanungsbüro Planersocietät in Karlsruhe und dem Büro Pesch Partner Architekten Stadtplaner GmbH aus Stuttgart durchgeführt.
Weitere Informationen:
Download der Studie »City-Logistik neu gedacht« von der Website der IHK Region Stuttgart