28.11.18
More future – Erzähl mir Deine Zukunft

Schüler erzählen ihre Zukunft

Schüler und Studierende aus Nürtingen und Geislingen bringen ihre Ideen in die Internationale Bauausstellung 2027 Stadtregion Stuttgart (IBA’27) ein. Niedergeschrieben haben sie ihre Visionen für morgen im Rahmen des Projekts »More future – Erzähl mir Deine Zukunft« der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU). Entstanden sind Geschichten von Zuversicht, Tatendrang und Angst.

»Ich habe mir das Ziel gesetzt mechanische Menschen zu kreieren, die weitaus mehr sind als normale Roboter. Manchmal sehe ich in Eve den Freund, Bruder oder einfach den Helfer, der mir wie auch heute den Morgen erleichtert, in dem er Aufgaben übernimmt, für die früher die Zeit knapp war.« Menschen erschaffen sich menschliche Helfer – diese Zukunftsvision stammt von Larissa Staudenmaier und Jasmin Spengler vom Geislinger Michelberg Gymnasium. Es ist ein Beitrag unter fast hundert, die im Rahmen des Erzählprojekts »More future« entstanden sind.

Wie wollen wir leben, wohnen und arbeiten in einem digitalen und globalen Zeitalter? Dies ist die Leitfrage der IBA’27. Die Schülerinnen und Schüler und Studierende aus Geislingen und Nürtingen gaben so individuelle wie unterschiedliche Antworten auf diese Frage. Rund 800 junge Menschen nahmen an dem Erzählprojekt teil, alle Geislinger Gymnasien und fünf in Nürtingen. Die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) hatte die Aktion auf die Beine gestellt. Die Hochschule ist eng mit dem IBA-Prozess verbunden. So fand die Präsentation der Zukunftsgeschichten im Anschluss an den Fachkongresses HfWU-Hochschulforum IBA 2027 Stadtregion Stuttgart in Nürtingen statt. Der Stern-Journalist und »More-Future«-Initiator Dr. Rainer Nübel stellte zusammen mit den jungen Autoren verschiedene Arbeiten des Projekts vor. Der IBA-Intendant Andreas Hofer beantwortete Fragen der jungen Zukunftsgeschichtenerzähler und aus dem Publikum.

Für Tom Weichelt, Schüler am Hölderlin Gymnasium in Nürtingen, steht fest: »Das Einfamilienhaus in seiner heutigen Form kann für zukünftige Stadterweiterungen nicht als nachhaltig angesehen werden.« Für ihn hat diese Bauform etwas Trennendes, sie verfestige den Trend zur Individualisierung in der Gesellschaft. »Es gibt beides«, so die Antwort von Hofer, »den Individualismus, der in Zukunft vielleicht mit Technologien wie der Virtuellen Realität bis zur Auflösung des Individuums gehen könnte. Aber es gibt auch den Trend, dass wir näher zusammen rücken. Das zeigen Ideen wie Car Sharing oder Gemeingüter.«

Rainer Nübel zeigte sich beeindruckt von der inhaltlichen Qualität der Beiträge, den verschiedenen Erzählformen und dem weiten inhaltlichen Spektrum der Arbeiten. Diese waren betreut von den Lehrenden an den Schulen und in Workshops mit den Studierenden entstanden. Die Themen reichen von einer größer werdenden gesellschaftlichen Ungerechtigkeit, den ultimativen Sieg über den Krebs über maßlosen Konsum bis hin zur Entstehung einer neuen Form der Sprache. Greifbar sind in vielen Texten ein Gestaltungswille und die Bereitschaft der jungen Menschen, sich für eine gute Zukunft zu engagieren. Aber auch Ängste spielen eine Rolle. Insbesondere mit Blick auf die Veränderungen beim Klima und in der Arbeitswelt. »Es können ja nicht alle Informatik studieren, nur weil dies jetzt gerade nach einem sicheren Job aussieht«, drückt es eine Schülerin aus. »Die Ängste sind berechtigt«, betont Hofer. Für den IBA-Chef drücken sie auch eine Reife und einen angemessenen Realismus aus. »Angesichts des Klimawandels haben wir zu wenig Angst, wenn man sich anschaut, wie wenig wir tun.«

Der Blick in die Zukunft kommt in den Texten nicht nur in Form von oft tiefgründigen sachlichen Analysen vor. Viele Texte zeigen ein beeindruckendes erzählerisches Talent. »Ich habe soeben die Nachricht erhalten, dass der Klon meines verstorbenen Hundes einsatzbereit ist«, sagt die Hauptfigur in der Geschichte von Jonathan Stuiber von der Nürtinger Fritz-Ruoff-Schule, »›Pah‹, rief der Mann ihm gegenüber mit rauer Stimme durch die Bar, trank seinen Scotch und begann wütend zu schimpfen: Früher, ja da hatten wir noch Angst vor dem Tod. Seit sie diese ganzen Dinge erfunden haben, sind die Leute gar nicht mehr im Stande zu verstehen, was ›leben‹ heißt.«

Die Beiträge der Schülerinnen und Schüler zum Nachlesen gibt es auf www.hfwu.de/iba 

(HfWU)

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