Plattformprozess
Medien-Meeting: »Under Construction«
Ein Baukasten für Ideen
Eine Seilbahn vom Flughafen in die Innenstadt, schwebende Bürogebäude, ein Frischluftschnorchel für die Stuttgarter City, mobiles Wohnen auf Zeit, Mineralwasserfontänen in Bad Cannstatt, Urban Gardening zur Luftverbesserung und eine autofreie Innenstadt mit Belohnungssystem für den ÖPNV: Dies sind nur einige der Visionen von Vertretern der Kreativwirtschaft für eine Internationale Bauausstellung in der Region Stuttgart. Mit Legosteinen hatten die mehr als 160 Teilnehmer des 17. Medien-Meetings in der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart ihre IBA-Ideen entwickelt – also Bilder statt Worte sprechen lassen. Das Medien-Meeting ist das große jährliche Treffen der Kreativregion und der MedienInitiative Region Stuttgart. Unter dem Motto «Under Construction» stand es 2016 als Teil des Plattformprozesses ganz im Zeichen der IBA.
In einem moderierten Prozess mit Lego Serious Play entwickelten und visualisierten die Kreativen ihre «radikalsten Ideen für eine IBA 2027 Region Stuttgart». Verteilt im ganzen Raum diskutierten sie ihre Modelle anschließend mit ihren Tischnachbarn und erläuterten sie auf Postkarten.
Schnell wurde sichtbar, dass die Teilnehmer ähnliche Wünsche und Vorstellungen für die Zukunft haben: urbanes Leben und Natur vereinen, den Industriestandort weiter verbessern, bezahlbaren Wohnraum schaffen, neue architektonische Leuchttürme für die Region schaffen und diese insgesamt noch attraktiver gestalten.
Zuvor hatte Mathias Haas, Zukunftsexperte und Moderator dieser Workshop-Phase des Abends, von vielen aktuellen technologischen Trends berichtet, von selbstfahrenden Kinderwagen, die automatisch immer in der Nähe der joggenden Eltern bleiben, bis zu Minikameras, die den Alltag ihrer Besitzer tagebuchartig dokumentieren. Viele dieser Trends von heute könnten schon morgen zu unserem Alltag gehören, so Haas. Und so wie die Computermesse Cebit Trends in der Technik voraussage, könne auch eine IBA für die Region Stuttgart wirken.
»Eine IBA als Ausnahmezustand auf Zeit soll experimentelle Prozesse, Projekte und Gebäude ermöglichen«, stellte WRS-Geschäftsführer Dr. Walter Rogg in seiner Begrüßung fest. Die Region Stuttgart sei prädestiniert für eine Internationale Bauausstellung: »Es gibt kaum ein ambitioniertes Architekturprojekt in New York, Shanghai, Dubai oder Singapur ohne Beteiligung Stuttgarter Büros.« Eine Beteiligung der Kreativbranche an der IBA sei besonders wichtig, da diese mit ihrer projektorientierten und interdisziplinären Arbeitsweise und offenen Innovationsansätzen Vorreiterin sei in der Gestaltung neuer Arbeitswelten.
»Visionärer sollte die Region Stuttgart auftreten, mutiger und cooler sein und eine Vorreiterrolle einnehmen«, forderte Bettina Klett, die seit fast 20 Jahren die MedienInitiative leitet. Eine IBA müsse verschiedene Seiten zusammenbringen, Akteure aus den Städten und Gemeinden, der Architektur und Bauwirtschaft, der Wissenschaft, der Wirtschaft und der Kreativwirtschaft.
Auch Veit Haug, Leiter des WRS-Geschäftsbereichs Kreativwirtschaft, betonte, wie wichtig die Zusammenarbeit verschiedener Branchen für die IBA sei. »Die Region Stuttgart ist eine wirtschaftlich erfolgreiche und teure Region«, so Haug in seinem Kurzvortrag. »Wir brauchen aber auch kommerziell entlastete, experimentelle und interdisziplinäre Räume. Sie sind die Keimzellen für gestalterischen, gesellschaftlichen und technologischen Wandel.«