Geschichten aus Stuttgart Rot
Eine hohe Bevölkerungsdichte, alte Gebäude und viele Menschen mit Migrationshintergrund prägen Stuttgart-Rot. Migration ist Teil der Geschichte des Stadtteils. Er entstand in der Nachkriegszeit, als deutsche Geflüchtete und Vertriebene wieder einen Ort zum Wohnen suchten. Die Ausstellung »Migration und Wohnungsbau. Lebensgeschichten aus Stuttgart‐Rot« erzählt die Geschichte des Stadtteils und zeigt historische Bauzeichnungen, Filmausschnitte und Erinnerungsstücke. Verschiedenste Bewohner:innen berichten über ihr Leben und die Veränderungen ihrer Heimat. Sei es Brigitte Gothe oder Joachim Päschke, die seit Jahrzehnten dort wohnen. Aber auch Menschen wie die aus dem Irak geflüchtete Rawan Salim oder Cherif Tchalla aus Togo, die beide erst seit wenigen Jahren in Rot leben. Die Ausstellung läuft bis zum 26. Oktober 2023 im Haus der Heimat des Landes Baden-Württemberg.
Bei seinem Vortrag »Vom Lager zur neuen Siedlung. Planung und Architektur in Stuttgart-Rot nach 1945« vertiefte Dr. habil. Mathias Beer vom Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde die Geschichte der Siedlung. Er zeigt, dass die Tradition des sozialen Wohnungsbaus hier bis in die Fünfzigerjahre zurückgeht. Tausende aus der Region Batschka geflüchtete oder vertriebene Donauschwaben lebten nach dem Krieg im Lager Schlotwiese in Stuttgart Zuffenhausen. Aus dieser Schicksalsgemeinschaft heraus gründete sich die Genossenschaft Neues Heim 1948. Beer ist sich sicher, dass die Vision einer richtigen Wohnung der Überlebensmotor für viele geflüchtete Menschen im Lager war. In nur sieben Monaten baute man als Genossenschaft organisiert die Zeilenbauten auf. Alle Wohnungen hatten damals drei bis vier Zimmer auf 50 bis 70 Quadratmetern. Das Bad befand sich zentral für alle Wohnungen im Keller.
Stuttgart Rot sei, so Beer, seit jeher das Ergebnis von Zuwanderung in die BRD. Bis heute zeichnet den Stadtteil eine bunte Mischung von Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen aus. Künftig weichen die Zeilenbauten dem neuen Quartier am Rotweg, das die Genossenschaften Neues Heim und Zuffenhausen gemeinsam mit der IBA entwickeln.
Leonard Negurita und Thea Leisinger / IBA’27-Team