So wohnt und lebt es sich in Stuttgart-Rot
Mehr als Fahrbahn, mehr als Parkplatz: Der hauptsächlich vom Auto dominierte Stadtteil Stuttgart-Rot wurde am Samstag und Sonntag zum Freizeitraum umfunktioniert und Abschnitte der Fleiner Straße temporär für Autos gesperrt. Auf der Projektbühne »Wohnen« drehte sich vergangenes Wochenende alles um innovative Mobilitätskonzepte, gesellschaftliches Wohnen und lebendige Dichte in Quartieren.
Die Vision: Gemeinschaftliches Wohnen und Arbeiten mit Quartiersbezug
Bezahlbare Wohnungen sind knapp. Dazu fehlen Räume, in denen sich eine lebendige und von Gemeinschaft geprägte Stadtgesellschaft bilden kann. Die Kooperative für gemeinschaftliches Leben »Neuer Norden« sieht das als Impuls und möchte als Teil der IBA’27 100 Wohneinheiten mit Gemeinschaftsflächen, Co-Working Space und Gewerbeflächen schaffen. Um das anzugehen, plant die Kooperative Kooperation mit einer Genossenschaft oder Organisation als Miethaussyndikat. Kern des Konzepts ist ein sozial geförderter Wohnraum in gemeinschaftlichem Eigentum, der dann in Form von Clusterwohnungen Möglichkeit zum Rückzug und gleichzeitig Raum für gemeinschaftliche Nutzung und Gestaltung gibt. Jeder Person stehen dabei ungefähr 30 Quadratmeter zu. In der Praxis kann das quartiersnahe Alltag dann so aussehen, meint Anja Abele vom Vereinsvorstand des Neuen Nordens: Wer vielleicht zu alt für die klassische Studenten-WG ist, kann morgens in seiner eigenen Küchenzeile in Ruhe den Kaffee genießen, bevor es dann in der Essküche zum Plausch mit den Mitbewohner:innen geht. Gearbeitet wird in den gemeinschaftlichen Arbeitsräumen, die sich als Co-Working Space ins Viertel öffnen. Der Feierabend darf dann im Gemeinschaftsgarten bei urbanem Obst- und Gemüseanbau oder auch im öffentlich zugänglichen Café, in Werkstätten oder Ateliers im Erdgeschoss verbracht werden. Bevor das alles zur Realität werden kann, sucht die Kooperative weiter nach Projektpartner:innnen wie soziale Träger oder Einrichtungen, auch an Kooperationen mit dem zukünftigen Rosenstein- und dem Nordbahnhof-Quartier wird gearbeitet. Bis dahin heißt es: Informieren, Mitdiskutieren und Mitgestalten.
Esslingen-Exkurs: Wohnen in Gemeinschaft und Selbstverwaltung
Wie solidarisches, bezahlbares und gemeinsames Wohnen im Tobias-Meyer-Quartier in Esslingen-Hohenkreuz aussehen soll, hat die Projektinitiative Alternatives Wohnen in Esslingen ALWO1 vorgestellt. Die Initiative gestaltet sich aus einer bunten Mischung aus Familien, Paaren, Alleinstehenden, alten und jungen Menschen und setzt sich dafür ein, dass auf dem IBA’27-Experimentierfeld in Esslingen vier zu einer Kette verbundene Häuser für bis zu 90 Bewohner:innen entsteht. Das Quartier soll von Gemeinschaft, Selbstverwaltung und Unabhängigkeit von Einkommen und Vermögen geprägt sein. Außerdem werden durch eine Angliederung an das Mietshäuser Syndikat Immobilienspekulationen dauerhaft ausgeschlossen. Ende 2022 soll will die ALWO1 das Grundstück in Esslingen erwerben.
Veronika Veile / IBA’27-Team