Neustart Tübingen im DLF: viel-mehr-als-wohnen in 9 min.?
Tübingen ist für beides berühmt: für seine fortschrittliche Stadtentwicklung. Und für eine katastrophale Situation auf dem Wohnungsmarkt.
Prämierte Kleinteiligkeit
Das Tübinger Modell der Stadtteilentwicklung durch kleinteilige Konzeptvergabe und Baugruppen ist Pilgerstätte für Architekt:innen und Stadtplaner:innen, setzt seit einem Vierteljahrhundert Maßstäbe. Und wurde dafür x-fach preisgekrönt – erst kürzlich mit dem Städtebau revisited. Tübingen war nämlich schon 2001 DSP-Preisträger – der erste Preis in der Zweit-Prämierung ist aber fast noch spannender, weil sie die Nachhaltigkeit im Längsschnitt prämiert: »Dreißig Jahre nach dem Wettbewerb für das Französische Viertel in Tübingen erweist sich die Idee der Parzellierung für dieses Gebiet als ein Erfolgsrezept mit hoher Alltagstauglichkeit und Vorbildfunktion für einen partizipativ orientierten Städtebau.«
Innovativer großer Maßstab
Die junge »Genossenschaft Neustart: solidarisch leben + wohnen« will zugleich anknüpfen und entscheidende Schritte weitergehen – vor allem in der sozialen Nachhaltigkeit: Mit noch umfassenderer sozialer Gemeinschaftsinfrastruktur und deren Koordination und Bewirtschaftung im Maßstab eines ganzen Quartiers, mit weniger individuellen Quadratmetern, mit ganz viel Sozialwohnungen und lebenslangem Wohnrecht, mit nachräumlichen Umzügen und einer großen Vielfalt von Wohnungstypen. Weil die Parzellierungs-Idee dem im Weg steht, hat eine überwältigende Gemeinderatsmehrheit nun einem Rahmenplan für ein Experimentierquartier für bezahlbares Wohnen mit ganz viel Commons zugestimmt.
Nur folgerichtig, dass Deutschlandradio auf der Suche nach Ansätzen gegen die Wohnungsnot es genauer wissen wollte und das IBA’27-Netzvorhaben Neustart interviewte. Ein Kompakteinblick in 9 Minuten Interview.
Ulrich Otto / Wohn- & Alternsforscher. Wohnaktivist. Vorstand nestbau AG TÜ