Erste Schritte auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft
Dass wir in einer Welt mit begrenzten Ressourcen leben, wissen wir. Gleichzeitig basiert die moderne Industriegesellschaft auf dem Einsatz endlicher Ressourcen und seltener Erden, die ganz nach dem Motto »Take, Make, Use, Dispose« kaum recycelt werden, sondern meist noch intakt und funktionstüchtig auf Mülldeponien landen. Wie diesen Problemen begegnet und das Bauen im Sinne der Kreislaufwirtschaft transformiert werden kann, diskutierten lokale sowie überregionale Akteur:innen beim Symposium für Nachhaltiges Bauen in Baden-Württemberg.
Lineares Wirtschaften funktioniert nicht mehr. Der Abbau von endlichen Ressourcen erfolgt unter zunehmend hohem Aufwand und steigenden Kosten und die produzierte Waren sind meist auf eine einmalige Nutzung und einen begrenzten Nutzungszeitraum ausgelegt. Am Ende steht die Entsorgung von noch funktionstüchtigen Waren ohne jegliche Nachnutzung. Der Lösungsansatz hierfür heißt: Zirkuläres Bauen. Mit dem Ziel, Gebäude möglichst lange nutzen zu können und Bauteile aus Rezyklaten mit hoher Rückbaubarkeit sowie Trennbarkeit nachnutzen zu können, wird in der Kreislaufwirtschaft schon bei der Herstellung darauf geachtet, rückbaubare Konstruktionen mit vielfältigen Verwertungsoptionen zu produzieren, die dann durch bauliche Anpassungsfähigkeit lange und intensiv genutzt werden können. Wie das in der Praxis aussieht, zeigten die Referent:innen an ihren Projekten.
CRCLR-Haus von TRNSFRM, Berlin
Das CRCLR-Haus ist ein Umbau- und Erweiterungsprojekt in Berlin-Neukölln, bei dem die bestehende Halle um eine 2,5 geschossige Aufstockung in modularer Holztafelbauweise erweitert wird. Die Neuplanung des Gebäudes erfolgt unter dem Gesichtspunkt des zirkulären Bauens sowie mit Fokus auf drei Leitthemen: Bestand belassen, mit Rezyklaten produzieren, Weiterverwendung erleichtern. Wie das erreicht werden kann? Mit Mut zum Experimentieren sowie Inkaufnehmen des Scheiterns, betonte Simon Uhcholl Lee der TRNSFRM eG. Während bei Bauteilen wie Tragkonstruktionen keine Experimente gemacht wurden, erfolgte beispielsweise die Planung durch die Herstellung von umsetzbaren 1:1-Prototypen in Varianten für den Wiedereinbau von ReUse-Materialien. Die Entscheidung zur Umsetzung erfolgte dann sehr kurzfristig an den Modellen. Als Fazit zog Simon Uhcholl Lee, dass das Finden von rezyklaten Materialen relativ einfach ist, der Aufwand liegt hauptsächlich im Ausbau und der Logistik. Am Ende wurde der Mut zum Experimentieren zudem belohnt: Die Baukosten im Projekt lagen 30-40 % unter den Kosten der konventionellen Bauweise.
Cradle to Cradle – Das Feuerwehrgebäude in Straubenhardt
Wie das Kreislaufprinzip »Cradle to Cradle« umgesetzt werden kann, zeigt der Neubau des Feuerwehrhauses in der Gemeinde Straubenhardt. In der Planung achtete das Büro wulf architekten auf den Einsatz von wenigen Baustoffen, die eine hohe Rückbarkeit aufweisen sowie schadstofffrei sind. Zudem wurden auf den Einsatz von Verbundkonstruktionen verzichtet. Bezüglich der Kostenfrage betonte Helge Viehweg, Bürgermeister Gemeinde Straubenhardt, dass statt der Frage »Was kostet das?« doch einfach mal die Gegenfrage »Was kostet das nicht?« gestellt werden solle. Denn meist birgt der herkömmliche Bau Unmengen an Entsorgungs- und Deponiekosten.
Es braucht ein Umdenken
Am Ende sind sich die Referent:innen einig: Um die Transformation von der linearen Wirtschaft hinzu zur Kreislaufwirtschaft zu wagen, braucht es vor allem Mut und Initiative. Mut dazu, höhere Investitionskosten einzuplanen und im Gegenzug die Bewirtschaftungskosten zu mindern. Zudem sei es essenziell, Leuchtturmprojekte weiter zu fördern und zu unterstützen. So kann der Kreis für nachhaltiges Bauen zukünftig geschlossen werden.
Veronika Veile / IBA’27-Team