24.10.24

ZERO.: Die Trotzdem-Innovation

»Missionsorientierung« nennen Ökonominnen den Ansatz, sich die großen gesellschaftlichen Herausforderungen der Zeit vor Augen zu führen und sie durch zielgerichtete Forschung und Innovationen zu lösen. Beim IBA’27-Vorhaben »ZERO.« in Stuttgart-Möhringen war es die Mission konsequenter Nachhaltigkeit, die zu Flächen-Sharing im Erdgeschoss, viergeschossiger Holzmodulbauweise und passiver, möglichst zurückhaltend eingebauter Gebäudetechnik in einem ziemlich menschenfreundlich anmutendem Bürogebäude führte. Die Projektpartner wollen es so.

Was sie nicht wollten, war die »vorhabenbezogene Bauartgenehmigung«, heißt Einzelfallprüfung, ihres Projektes. Weil so viel liebevolle Zuwendung seitens besorgter Behörden geht einem irgendwann doch auf den Keks. Vor allem dann, wenn man das Richtige will: das Bauen aus seiner Rolle als Dreckschleuder befreien, zum Beispiel.

»Die Gesetzgebung kommt der Technologieinnovation nicht hinterher«, meinte einer der rund 30 Teilnehmenden bei der Führung der IBA’27-Friends e.V. vergangene Woche. Warum auch, fragt man sich, wäre es nicht sowieso besser, sie ginge ihr voraus? Bereite ihr gar den Weg? Probleme – oder anders gesagt: Missionen – gäb’s ja. Reichlich. Irgendwo aber, auf dem langen Weg zum gertenschlank gesparten Staat, haben die Verwaltungen das Vorangehen offenbar verlernt. Bis sie wieder richtig laufen können, prüfen sie halt Einzelfälle.

Das »ZERO.« entsteht trotzdem. Der Bauzeit ging eine intensive Planungsarbeit voraus, an deren Ende die 10 Meter langen und 2,80 Meter breiten Holzmodule samt Fenstern und Heizkörpern auf dem Betriebsgelände der Holzbaufirma gestapelt auf ihren Transport zur Baustelle warteten. Dort angeliefert, werden sie derzeit von den Arbeitern um einen erschließenden Stahlbetonkern herum in rund acht Wochen zu zwei Vierkantern montiert, die jeweils Höfe ausbilden. Die Erdgeschosse beherbergen öffentliche Funktionen, die Regelgeschosse Büroräume, auf dem Dach wird Sonne geernet und Richtung Schönbuch geschaut. Weitsichtig.

Bilder: IBA’27 / Tobias Schiller

Die 286 Holzmodule wurden in Hessen produziert. Auf 10.000 m2 entstehen rund 400 Arbeitsplätze.
Ein mechanisches Lüftungskonzept mit Kamin ersetzt teure und wartungsanfällige Gebäudetechnik. Die technische Ausrüstung für Besprechungen wird im EG konzentriert.
Baustart war im September. Ende Oktober soll das letzte Raummodul installiert sein.

Markus Bauer / IBA’27-Team

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