IBA’27-Festival #1

IBA’27-Festival #1

Schön war’s!

Mit dem IBA’27-Festival #1 feierte die Internationale Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart ungefähr zur Halbzeit gemeinsam mit den Menschen der Region Stuttgart ihre erste Zwischenpräsentation. Über vier Wochen hinweg hatte die IBA mit vielen Partner:innen ein vielseitiges Programm auf die Beine gestellt. Mehr als 120 Veranstaltungen fanden während des Festivalmonats statt: Ausstellungen, Diskussionen, Feste, Performances, Workshops, Führungen. Projekte und Vorhaben stellten sich vor, es wurde über nachhaltigere Wege beim (Um-) Bauen diskutiert, unter Apfelbäumen gepicknickt und auf Parkhausdecks getanzt. Auf drei Projektbühnen in Backnang, Fellbach und Stuttgart-Rot standen die Themen »Wohnen«, »Bauen« und »Produzieren« bei verschiedensten Aktionen und an drei IBA-Tagen im Mittelpunkt. Auch die prominente Lage der Festivalzentrale mit Ausstellung, Coworking Space und urbanem Wohnzimmer in der Königstraße 1c im Zentrum von Stuttgart sorgte für große Sichtbarkeit – und ging bis zum 23. September 2023 für weitere knapp zwei Monate in die Nachspielzeit.

Projektbühne Stuttgart-Rot: Wohnen

Gemeinsam mit den beiden IBA-Projekten »Quartier Böckingerstraße« der SWSG Stuttgart und »Das Genossenschaftliche Quartier Am Rotweg« der Baugenossenschaft Neues Heim und der Baugenossenschaft Zuffenhausen feierte die IBA’27 den IBA-Tag Wohnen. Eine Antwort auf die Frage nach dem Aussehen des künftigen Quartiers an der Böckingerstraße gab in Rot das Baufeld – denn dort sind die Gebäudekubaturen aus Mais gewachsen. Bei einem großen Fest war die Nachbarschaft eingeladen, sich über das geplante Quartier zu informieren. Am Rotweg zeigten Miniaturmodelle die Zukunft, eine Installation im Maßstab 1:1 macht das Wohnen im neuen Quartier hautnah spürbar. Planer:innen erklärten die Entwürfe und zeichneten ein Bild des künftigen Quartiers. Und bei der Kinderbaustelle von Wolff & Müller konnten sich auch die kleinsten Handwerker im Hämmern, Sägen und Buddeln ausprobieren.

Projektbühne Backnang: Bauen

Wie und mit welchen Materialien gebaut wird, ist entscheidend, wenn wir unseren Planeten nicht verwüsten wollen. Daher stand beim IBA-Tag Bauen alles im Zeichen von Nachhaltigkeit beim Bauen. Im Workshop mit Freia Achenbach und June Fábregas vom Kollektiv Anima Ona konnten die Teilnehmenden die Herstellung von Geopolymeren Schritt für Schritt selbst ausprobieren und stellten aus ausgedienten Tondachziegeln ein Gumosilikatnetzwerk her, das ähnliche Eigenschaften wie herkömmlicher Zement hat. Im zweiten Workshop begaben sich Kerstin Müller und Jasmin Amann von Zirkular auf eine Rohstoffjagd durchs Quartier Backnang West und ergründeten die Reuse-Potenziale von Materialien. Die Teilnehmenden lernten, welche Materialien sich eignen und wie diese sinnvoll katalogisiert werden können. Auch das MaterialLab eröffnete am IBA-Tag. In einer Lagerhalle zeigte die Ausstellung neue (und alte) Baumaterialien: Programmiertes Holz, Dämmung aus alten Klamotten, Betonschaum. Zum Abschluss des Tages stellten die Akteure bei der Science Night in kurzen Pecha Kucha-Vorträgen ihre Innovationen und Produkte vor.

Projektbühne Fellbach: Produzieren

Spannende Einblicke, was in der Region alles produziert und hergestellt wird, bekamen Interessierte beim IBA-Tag »Produzieren« in Fellbach. Das IBA’27-Projekt »Agriculture meets Manufacturing« hat auf dem Fellbacher Klenk-Areal unweit des Projektgebiets einen »Landungsort« gebaut – aus nicht mehr benötigten Schalungselementen der Kelchstützen des neuen Stuttgarter Hauptbahnhofs. Nach der Eröffnung durch Fellbachs Oberbürgermeisterin Gabriele Zull, der Baubürgermeisterin Beatrice Soltys sowie von Andreas Hofer und Karin Lang von der IBA’27 führten Christian Fleischer und Michael Kegel von der Firma Prometall über das direkt an das Klenk-Areal grenzende Firmengelände, auf dem Metallschrott so aufbereitet wird, dass er wieder eingeschmolzen und erneut verwendet werden kann. Weiterer Fokus des IBA-Tags lag auf der landwirtschaftlichen Produktion. Die Landwirte Dominik Welz und Peter Schwarz gaben Einblicke in ihre Anbauanlage und berichteten bei der Betriebsbesichtigung, dass es immer schwieriger wird, sich in Fellbach als Landwirt zu behaupten und wirtschaftlich zu überleben. Ein Highlight war auch der Workshop zur alternativen Lebensmittelverarbeitung: Beim Solar Cooking – ein Projekt des BEATROOT.FOODLAB in Zusammenarbeit mit der Solarmanufaktur Wien – wurde in einer Solarschüssel gekocht, wie etwa »Speck« aus gedörrten roten Rettichschalen oder Kräckern aus Sesam, Ingwer und Rote-Beete-Saft.

Spotlight: Neckarspinnerei-Quartier Festival

»Das NQ ist in Bewegung«: So stand es im Programm und war zu spüren an dem Festival-Beitrag des IBA’27-Prokjekts Neckarspinnerei-Quartier (NQ) in Wendlingen. Am 08.07.23 haben sich Besucher:innen aus der näheren und weiteren Umgebung durch das Areal bewegt, den Neckar erlebt, die Katakomben erkundet und den Hof des denkmalgeschützten Ensembles mit Leben gefüllt. Kunstinstallationen und Performances waren in den Gebäuden der Spinnerei aufgebaut und setzten sich mit dem besonderen Charme des Ortes auseinander. Bands und DJs spielten auf verschiedene Bühnen, die sich über das Areal verteilten und verzauberten die goldene Stunde am Neckarufer. Das Festival hat gezeigt: Die Neckarspinnerei fasziniert – sowohl Fachpublikum aus Architektur und Stadtplanung als auch die Bürgerschaft aus Nah und Fern. Und die Spinnerei beginnt bereits jetzt, sich zu einem Quartier zu entwickeln.

Spotlight: Gartenfeldfest Tobias-Meyer-Quartier

Eine Gesamtquartiersentwicklung hin zur Fußgängerzone mit einem weitläufigen Gartenfeld: So sieht der Plan für das Tobias-Meyer-Quartier in Esslingen aus. Wie es sich dort später leben und wohnen lässt, zeigte das Gartenfeldfest auf der Palmstraße rund um das Quartier. Hier ist es das Vorhaben, ein buntes Quartier zu schaffen, in dem sich Menschen begegnen zusammen gärtnern, Fahrräder reparieren, spielen oder Feste feiern und das alles umgeben von einem diversen grünen Umfeld. Akteur:innen des Projekts diskutierten ihre Ansätze für das Bauvorhaben, zudem stellte die Initiative Alternatives Wohnen Esslingen (AlWo1) stellte genauer ihre Pläne zur Realisierung ihres ersten Bauprojekts und zugleich Häusersyndikatsprojekts. Was um die Gebäude herum passiert, durften die Besucher:innen vom Gartenfeldfest schon einmal auf der Spielwiese an Air-Hockey, Gemeinschaftsspielen und einer Graffiti-Wand selbst erleben.

Die IBA’27-Festivalzentrale

Ausstellungsort, Co-Working-Space, offenes Wohnzimmer, Fahrradwerkstatt und Raum für Diskussionen und Workshops: Die Festivalzentrale mitten in Stuttgarts Fußgängerzone hat sich während der Festivalzeit zu einem wandelbaren Ort zum Informieren, Austauschen und Einmischen entwickelt.

Drei Monate lang und auf rund 1.300 Quadratmetern wurden hier die Zukunft der Zentren erprobt, ein Ort der Begegnung und Hybrid aus Ausstellungsraum und urbanem Wohnzimmer kreiert. Im MaterialLAB der Ausstellung durften die Besucher:innen mit eigenen Augen und Händen erfahren, wie nachhaltige Baumaterialien der Zukunft aussehen und sich verhalten. Das Stuttgarter Designstudio von Anima Oma stellte darin Kunstexponate und selbst produzierte Geopolymere aus. Thema der Ausstellung in der Festivalzentrale war nicht nur die Zwischenpräsentation des aktuellen Stands der IBA-Projekte und der Arbeit unserer Partner:innen, auch der Kreislaufgedanke in der Bauwirtschaft und die Frage nach der urbanen Lebensmittelproduktion wurden thematisiert. Deshalb wurde in der Festivalzentrale einen Foodsharing-Fairteiler eingerichtet. Denn wir wissen: Für einen ganzheitlichen nachhaltigen Ansatz ist es wichtig, Verschwendung von Ressourcen auf allen Ebenen zu vermeiden – ob Bestandserhalt von Gebäuden oder das Retten von noch genießbaren Lebensmitteln.

Auf der Bühne der Festivalzentrale fanden viele Speaker:innen Platz zum Diskutieren, Informieren und Austauschen. Zum Beispiel in Form von Workshops oder den Kuratoriumsgesprächen. Hier führten Mitglieder des international besetzten IBAʼ27-Kuratoriums mit ihrem persönlichen, fachlichen Hintergrund durch die Ausstellung und präsentieren die Themen der IBA aus ihrem individuellen Blickwinkel. Zum Anschluss stellten sie sich in einer Diskussionsrunde den Fragen der Teilnehmer:innen.

Auch Schülerinnen und Schüler besuchten die Festivalzentrale und machten mit schlauen Fragen und Kommentaren klar, dass auch sie die Themen der IBA’27 und der IBA-Projekte nicht kalt ließen.  Nachdem sie ihre eigenen Vorstellungen vom Zusammenleben und gemeinschaftlichen Wohnen teilten, stellten sie als abschließendes Statement fest: »Wir wollen, dass unsere Schule auch so offen, flexibel und kreativ gestaltet wird, wie die Festivalzentrale«.

Der Blog bietet weitere Rückblicke auf die Festival-Highlights und Spotlights, wie das Straßenfest in Salach, das Container City Festival, der Baukultur Dialog in Fellbach und weitere Führungen durch die Festivalzentrale.

Bilder: IBA’27 / Franziska Kraufmann und Christoph Schmidt

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