Plattformprozess
IBA-Themenwelt
Mit der Vorstellung der Ergebnisse ist der sechsmonatige Plattformprozess für die Internationale Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart zu Ende gegangen. Bei der Abschlussveranstaltung des Plattformproesses in den Stuttgarter Wagenhallen präsentierte der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) Dr. Walter Rogg vier Themen, die im »Memorandum IBA 2027 StadtRegion Stuttgart« niedergelegt sind. Genannt werden dort: »Baukultur einer Neuen Moderne«, angelehnt an die Weißenhofsiedlung aus dem Jahr 1927 und als kritische Bestandsaufnahme des Städtebaus im 20. Jahrhundert, »Integrierte Quartiere« mit gemischter Nutzung und bezahlbarem Wohnraum, »Neue Technologien für die lebenswerte StadtRegion« – von der Digitalisierung bis zur effizienten Energie- und Gebäudetechnik -, sowie »Region ist Stadt und Stadt ist Region« mit dem Leitbild der polyzentrischen Region anstatt einer Megacity. Ergänzt werden diese Schwerpunkte von den vier Querschnittsqualitäten mobile, nachhaltige, solidarische und partizipative Region.
»100 Jahre nach dem Weißenhof sollen im Zeitalter von Digitalisierung, Globalisierung, Migration und Klimawandel radikal neue Ideen für die Zukunft von Stadtregionen entstehen. Dazu braucht es Mut, Bürgerstolz und Identifikation mit unserer Region«, sagte Rogg. Notwendig sei eine enge, vertrauensvolle und faire Zusammenarbeit der Region als wesentlicher Handlungsebene mit selbstbewussten Kommunen.
Baden-Württembergs Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Dr. Nicola Hoffmeister-Kraut zeigte sich beeindruckt von der Stimmung in der Halle und nannte die IBA ein »spannendes und herausforderndes Projekt«. Entwicklungsflächen seien kostbar, es müssten neue Lösungen für flächenintensive Nutzungen gesucht werden. »Die hohe Qualität und Innovationskraft im Städtebau, im Hochbau, der Ingenieurbaukunst und bei der Grün- und Landschaftsplanung tragen wesentlich zur Stärke und Attraktivität des Landes und insbesondere der Region Stuttgart bei. Eine Internationale Bauausstellung in der Region Stuttgart bietet die ideale Plattform, um die Herausforderungen, die an die Region als Wirtschaftsstandort und als Lebensraum gestellt werden, aufzugreifen und visionäre Lösungen zu erarbeiten. Sie bietet zudem die Möglichkeit, Innovationen im Bereich des Planens und Bauens einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen«, erklärte die Ministerin und sagte die Unterstützung der Landesregierung zu.
Beim Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Stuttgart Fritz Kuhn »hat sich die Lust auf IBA gehalten und ist noch angewachsen.« Im Kern gehe es darum, die Transformation der Industriegesellschaft jetzt aufzugreifen, damit Städte und Regionen nachhaltig werden. Er sieht die Bauausstellung auf einem guten Weg und will im Gemeinderat dafür werben, dass der Weg weiter gegangen wird. »Die Region besteht aus extrem eigensinnigen Städten«, sagte er, und schloss die Landeshauptstadt mit ein. »Man darf den Eigensinn nicht absolut sehen. Die Pflanze der eigenen Stadt gedeiht nur gemeinsam mit den anderen Pflanzen«.
Thomas S. Bopp, Vorsitzender des Verbands Region Stuttgart, begrüßte die vier Themen und Querschnittsqualitäten, denn die Vielfalt der Region lasse sich nicht in einem einzigen Thema abhandeln. Die Herausforderungen der Zukunft ließen sich nur im regionalen Schulterschluss lösen. Er nannte die IBA des präventiven Strukturwandels eine »typisch schwäbische Strategie, sich um die Zukunft zu kümmern, so lange es uns noch gut geht«. Die IBA sei ein zehnjähriger kreativer Prozess, bei dem man am Anfang nicht immer wisse, was am Ende rauskomme. Er appellierte an die Verantwortlichen in den Kommunen, den Kreativen einen Vertrauensvorschuss zu gewähren, und ermunterte die Architekten und Planer: »Spinnen Sie, aber verpacken Sie ihre Spinnereien so, dass sie in den Gemeinderäten mehrheitsfähig sind.«
Prof. Dr. Tilman Harlander, emeritierter Professor der Universität Stuttgart, forderte, man solle keine Stadt der Superlative sein, sondern eine »Stadt des menschlichen Maßstabs«. Von der Bauausstellung erhofft er sich Erkenntnisse darüber, wie integrierte Quartiere und eine solidarische Region entstehen können. Die Kraft der Vielfalt und Polyzentralität sei noch lange nicht ausgeschöpft. Hanna Noller vom Verein Stadtlücken forderte, man müsse viel über Umbau anstatt Neubau nachdenken. »Menschliche Bedürfnisse sollten im Vordergrund stehen, das wäre mal etwas Neues.«
Markus Müller, Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg, machte darauf aufmerksam, dass die Region Stuttgart mit ihrer Wirtschaftskraft und ihrer landschaftlichen Schönheit für viele ein Sehnsuchtsort sei, »deshalb kommen viele Menschen aus aller Welt in unsere Region.« Die Region habe eine Verantwortung, mit der IBA Lösungen zu erarbeiten auch für Menschen aus armen Ländern. »Wir wollen 2027 beispielgebend für die ganze Welt sein. Wir machen keine regionale Bauausstellung, sondern diese Region, die international ganz vorne spielt, macht eine internationale Bauausstellung.« Er schlug vor, IBA-Projekte von Menschen aus anderen Weltregionen, zum Beispiel auch aus Afrika, kuratieren zu lassen.
Die nächsten Schritte
Mit dem Ende des Plattformprozesses können die Vorbereitungen für die eigentliche IBA beginnen: Bei der regionalen Wirtschaftsförderung soll ein Projektbüro eingerichtet werden, das Partner gewinnen und für 2017 die Gründung einer IBA-Gesellschaft vorbereiten soll. Über die dafür notwendigen Finanzmittel wird die Regionalversammlung entscheiden. Weil als Laufzeit für eine IBA üblicherweise zehn Jahre veranschlagt werden, hätte eine Internationale Bauausstellung in der Region Stuttgart das Präsentationsjahr 2027 – genau 100 Jahre nach der Bauausstellung des Werkbunds und der Stadt Stuttgart auf dem Weißenhof.
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Termin
11.10.16