23.03.21
Medieninformation

Die IBA’27 hat ihr Programm gefunden: »Produktive Stadtregion« im Mittelpunkt

Die Themen sind gesetzt und die Projekte auf gutem Weg: Die Internationale Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart zieht Zwischenbilanz der Vorbereitungen

Die Internationale Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA’27) wächst und nimmt weiter Gestalt an. Mehr als 130 Projektvorschläge haben die IBA erreicht, rund 80 Vorhaben hat sie in das IBA’27-Netz aufgenommen und die ersten 14 als IBA’27-Projekte benannt. Zusammen mit den Projektträgerinnen entwickelt das Team der IBA neue Konzepte, experimentiert mit neuen Formen der Bürgerbeteiligung, schreibt internationale Städtebau-Wettbewerbe aus. Manche davon sind bereits entschieden und geben einen ersten Eindruck, was bis 2027 entstehen könnte. Im Mittelpunkt steht dabei erkennbar die Idee der »Produktiven Stadtregion«, die Wohnen und Freizeit mit Arbeit, industrieller und landwirtschaftlicher Produktion in lebenswerten und zukunftsfähigen Räumen zusammenbringt. »Die IBA hat ihr Programm gefunden«, resümiert ihr Intendant Andreas Hofer. Auch als Organisation entwickelt sich die IBA weiter: Mit dem neuen Stuttgarter Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper bekommt die IBA’27 GmbH einen neuen Aufsichtsratsvorsitzenden. Zudem bringt sie neue Partnerschaften mit Institutionen, Wirtschaft und Forschung auf den Weg. Und mit Dr. Mariana Popescu und Prof. Mike Schlaich gibt es zwei neue Namen im Kuratorium.

Stuttgarts OB Dr. Nopper neuer Vorsitzender des Aufsichtsrats

Bei einem Pressegespräch am Dienstag informierte die IBA’27 über den aktuellen Stand der Vorbereitungen und gab einen Ausblick. Dabei stellte sich auch Dr. Frank Nopper als neuer Aufsichtsratsvorsitzender der IBA’27 GmbH vor. Dr. Nopper ist im November als Nachfolger von Fritz Kuhn an die Stuttgarter Rathausspitze gewählt worden. Der Aufsichtsratsvorsitz wechselt alle zwei Jahre zwischen Landeshauptstadt und Region Stuttgart. Dr. Frank Nopper sagte: »Die IBA’27 passt zu Stuttgart und der Region Stuttgart wie angegossen: Hier lebt noch immer der Geist der Werkbundausstellung von 1927, die uns mit den Le Corbusier-Häusern das bisher einzige UNESCO-Weltkulturerbe beschert hat. Wir gehören deutschland- und europaweit zu den herausragenden Architektenstädten. Die Industrie- und Automobilregion Stuttgart bietet wie nur wenige die herausragende Chance, Mobilität und Nachhaltigkeit, Ökonomie und Ökologie, ja, die Transformation der Wirtschaft und den Klimawandel zusammen zu denken. Zu guter Letzt: Stuttgart und unsere Region stehen, wie nur ganz wenige in der Welt, für einen Tüftler-, Erfinder- und Ingenieursgeist, der Innovationen hervorbringt, die überallhin getragen werden.«

Thomas S. Bopp wirbt für weitere Unterstützung

Die Landeshauptstadt gehört zusammen mit dem Verband und der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart zu den Hauptträgerinnen der IBA’27. Hinzu kommen die Architektenkammer Baden-Württemberg und die Universität Stuttgart. Das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg fördert die IBA mit jährlich rund 250.000 Euro. Thomas S. Bopp, der Vorsitzende des Verband Region Stuttgart und stellvertretende Vorsitzende des IBA-Aufsichtsrats, betonte die gute Zusammenarbeit und warb für weitere Unterstützung: »Ein so innovatives und wegweisendes Vorhaben wie die Internationale Bauausstellung muss von vielen Schultern getragen werden. Die IBA ist die ideale Plattform, um neue Konzepte für bezahlbaren und flächensparenden Wohnraum, für zukunftsfähige Industrie- und Gewerbeflächen, für die Zukunft der Innenstädte und die Praxis des klimaneutralen und ressourcenschonenden Bauens auszuprobieren. Einige Kommunen und andere Projektträger in der Region Stuttgart gehen dafür viele Schritte mehr, als sie müssten. Von ihrem Mut und dem damit verbundenen Aufwand profitiert nicht nur die Region, sondern das ganze Land.« Deshalb wünscht sich Bopp, dass das Land Gesellschafter der IBA’27 GmbH werden sollte. Es gebe nun die Gelegenheit, dies bei den Koalitionsverhandlungen zu vereinbaren.

Lang: IBA bringt neue Kooperationen auf den Weg

Die kaufmännische Geschäftsführerin der IBA’27 GmbH, Karin Lang, berichtete über die Organisation und die wirtschaftliche Situation. »Drei Jahre nach Gründung und zwei Jahre nach unserem Projektaufruf zeigt sich, dass die IBA schon jetzt eine immense Kraft in der Region Stuttgart entfaltet. Das fordert uns als öffentlich getragenes Unternehmen mit einem hochmotivierten Team von mittlerweile 21 Fachleuten ziemlich heraus.« Die Grundfinanzierung der GmbH durch die Gesellschafterinnen und die Förderung des Landes seien eine gute Basis, für die die IBA dankbar sei. Diese Mittel müssten nun jedoch aufgestockt werden. Das erfordere zusätzliches Engagement auf allen Ebenen wie auch Unterstützung aus der Wirtschaft. »Wir haben uns daher auch auf die Suche nach innovativen Firmen gemacht, die sich in die IBA einbringen wollen. Die ersten Signale aus Unternehmen zeigen neben der Bereitschaft der Mitfinanzierung ein großes Interesse, Teil des IBA-Prozesses zu werden, an Vernetzung und fachlichem Austausch«, berichtete Lang.

In den kommenden Monaten will die IBA’27 daher auch den Technologietransfer und die enge Verzahnung mit der Wirtschaft wie auch der Wissenschaft weiter stärken. Dabei geht es einerseits um neue Bautechnologien, zum anderen auch um die Anforderung von Unternehmen als Nutzerinnen künftiger Gebäude: Wie sehen die Fabriken der Zukunft aus? Welche Räume braucht die digitale Industrie 4.0 und wie können diese mit Wohnen und anderen Nutzungen in städtischen Räumen zusammengebracht werden? »Das sind wichtige Fragen an die ›produktive Stadt‹, die wir nur zusammen mit der Wirtschaft beantworten können«, so Karin Lang.

Hofer: IBA’27 hat ihr Programm gefunden

»Mit der ›Produktiven Stadtregion‹ hat die IBA’27 ihr Programm gefunden.« Das sagte IBA’27-Intendant Andreas Hofer bei seinem Bericht über die laufende Projektarbeit. Mit diesem in der Fachwelt intensiv diskutierten Konzept verbinden sich dichte, lebenswerte und gemischt genutzte Quartiere, in denen die Menschen wohnen, arbeiten und ihre Freizeit verbringen, in denen auch emissionsarme Industrie und urbane Landwirtschaft ihren Platz haben. Zur Produktiven Stadt gehören obendrein Themen wie die Zukunft der Zentren und die vielfältigere Nutzung von Bahnstationen und ihrem Umfeld als Orte der Begegnung: »Was macht die Innenstädte künftig attraktiv? Wo treffen wir uns als Stadtgesellschaft, wie können Flächen anders und besser genutzt werden?«, so Hofer.

Auch der Neckar sei heute vor allem ein »produktiver Ort«. Hier gelte es, Zugänge zu schaffen, die ökologische und die Lebensqualität zu verbessern. »Das ist vielleicht eines der dicksten Bretter, die wir uns vorgenommen haben.« Darüber hinaus befasse sich die IBA’27 mit dem Erbe der Moderne: »Mit der Weissenhofsiedlung, die 2027 ihren hundertsten Geburtstag feiert, hat die Moderne starke Wurzeln in Stuttgart. Zu unserem Präsentationsjahr wird sie ein wichtiger Besuchsmagnet sein. Mit der intensiven Nutzungsmischung in der produktiven Stadt überwinden wir außerdem die Funktionstrennung als Planungsprinzip vor allem der Nachkriegsmoderne. Und in Projekten wie zum Beispiel dem Sindelfinger Krankenhausareal, beschäftigen uns auch große Baukomplexe dieser Zeit.« Solche Gebäude möglichst zu erhalten und neu zu nutzen sei nicht nur ein Gebot der Baukultur, sondern spare auch Baustoffe und die darin gebundene Energie. »Verbunden mit dem Baustoffrecycling gehört der Erhalt dieser ›grauen Energie‹ wahrscheinlich zu den wichtigsten Stellschrauben, um künftig klimaschonender zu bauen.«

IBA’27-Netz wächst – IBA’27-Projekte auf gutem Weg

Die produktive Stadt und urbane Produktion, die Zukunft der Zentren, Bahnhöfe als »Orte der Bewegung und Begegnung«, der Umgang mit dem Erbe der Moderne und der Neckar als Lebensraum: Diese Themen hat die IBA’27 in den letzten zwei Jahren aus der Projektarbeit destilliert. »Ich glaube, dass wir damit 2027 authentisch aus der Region Stuttgart heraus eine international relevante Geschichte der Zukunft urbaner Regionen erzählen können«, ist Hofer überzeugt.

Diese Geschichte bilde sich schon jetzt immer mehr in Projekten ab: »In Winnenden beispielsweise haben wir kürzlich einen Wettbewerb entschieden mit einem wirklich pionierhaften Entwurf, der Produktion, Freizeit, Gewerbe und Wohnen in ganz neuer Weise in dichten Baublöcken mischt und in grüne Landschaft einbettet«, berichtete Hofer. Ähnlich Wegweisendes erwartet die IBA’27 beim Projekt Backnang-West, wo der Wettbewerb Ende April entschieden wird. In Fellbach will die Stadt ihr größtes Gewerbegebiet zusammen mit einem angrenzenden Landwirtschaftsareal neu ordnen. »Hier stehen wir am Anfang eines Prozesses, an dessen Ende die vorbildhafte Transformation von reinen Gewerbegebieten mit ihren einstöckigen Blechkisten zu dichten, lebenswerten und produktiven Stadträumen stehen könnte.« Ganz neue Gebäudetypen könnten bei innerstädtischen multifunktionalen Stadtbausteinen entstehen, die etwa beim Postareal in Böblingen oder auf dem Züblinareal in Stuttgart angedacht sind. Diese beiden Projekte stünden auch beispielhaft für neue Beteiligungsprozesse, bei denen digitale mit physischen Formaten vermischt und neue, bislang wenig erreichte Bevölkerungsgruppen eingebunden worden wären.

Projekteinreichungen bis Ende 2021 können IBA’27-Projekt werden

Der Intendant gab außerdem einen Überblick über die Projektsammlung insgesamt. Seit dem Projektaufruf im Jahr 2018 sind mehr als 130 Vorhaben für die IBA vorgeschlagen worden, rund 80 davon sind in das IBA’27-Netz aufgenommen. Im vergangenen Jahr hat die IBA aus diesem breit angelegten Netzwerk heraus die ersten 14 offiziellen IBA’27-Projekte benannt – besonders ambitionierte Bauprojekte mit einem großen Potenzial für eine Weiterentwicklung bis 2027. Weitere offizielle IBA-Projekte sollen im Laufe dieses Jahres bekanntgegeben werden.

Insgesamt könnten es vielleicht rund 25 bis 30 IBA’27-Projekte werden, schätzt Andreas Hofer. Schon heute hätten einige erkennbar das Potenzial zum IBA’27-Quartier – großflächige und komplexe Stadtentwicklungsprojekte, die 2027 Ankerpunkte der Ausstellung werden sollen. Die Sammlung geht außerdem weiter: Einreichungen für das IBA’27-Netz sind noch bis voraussichtlich gegen Ende der Laufzeit der IBA’27 möglich. Und Vorhaben, die bis Ende 2021 eingereicht werden, können noch zum IBA’27-Projekt werden. »Das ist kein Aufnahmestopp«, betonte Hofer. »Das Netzwerk der IBA bleibt offen. Aber allein schon aus zeitlichen Gründen werden es später eingereichte komplexe Bauvorhaben vermutlich nicht mehr schaffen, als IBA’27-Projekt bis zum Jahr 2027 ausstellungsreif zu sein.«

Kuratorium erweitert

Zur Ernennung zum IBA’27-Projekt braucht es einen Beschluss des Aufsichtsrats auf Empfehlung des Kuratoriums. Auch hierzu gab die IBA Neuigkeiten bekannt: Mit Dr. Mariana Popescu und Prof. Dr. Mike Schlaich sind zwei neue Mitglieder in dieses international besetzte Beratungsgremium aufgenommen worden. Die gebürtige Rumänin Mariana Popescu hat in Delft Architektur studiert und promovierte 2019 an der renommierten Block Research Group am Institut für Technologie in der Architektur an der ETH Zürich. Sie ist Expertin für neue Fabrikationsmethoden von Baumaterialien. Mike Schlaich, geboren in Cleveland / Ohio, hat ebenfalls an der ETH Zürich dissertiert. Er ist Partner und Geschäftsführender Gesellschafter des Büros Schlaich Bergermann Partner und Professor für Entwerfen und Konstruieren – Massivbau am Institut Bauingenieurwesen der TU Berlin.

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