Landschaftspark Neckar
Regionalentwicklung durch grüne Infrastruktur – gerade auch am Neckar.
Landschaft ist das verbindende regionale Element, da sie nicht an Gemarkungsgrenzen Halt macht. Charakteristisch für die Region Stuttgart sind eine ausgeprägte Topografie und eine hohe landschaftliche Vielfalt. Gut drei Viertel der regionalen Fläche sind nicht bebaut und eng mit der Siedlungsstruktur vernetzt. Diese Qualitäten haben großen Anteil an der hohen Attraktivität der Region als Wohn- und Wirtschaftsstandort und werden von der Bevölkerung in hohem Maße geschätzt. Mit dem Landschaftspark Region Stuttgart verfügt der Verband seit 2005 über ein wirksames Instrument, um aktiv gemeinsam mit den Kommunen die »grüne Infrastruktur« zu planen und auszubauen. Ziel ist ein gemarkungsübergreifend durchgängiges Netz an Erholungs- und ökologisch wertvollen Naturräumen. Für einzelne Landschaftsräume wurden dazu partizipativ erarbeitete Masterpläne mit konkreten Projektvorschlägen erarbeitet. Die Umsetzung dieser und anderer zielführender Vorhaben kann im Rahmen einer Kofinanzierung mit bis zu 50 % unterstützt werden. Der Verband Region Stuttgart stellt dazu jährlich 1,5 Mio. Euro bereit, die in einem Wettbewerbsverfahren vergeben werden.
Wichtige verbindende Landschaftselemente der Region sind die Flüsse. Der Neckar quert die Region Stuttgart auf rund 90 Kilometer. An ihm spiegelt sich die (Industrie)Geschichte der Region in ihrer ganzen Breite wider – traditionsreiche Städte und Dörfer, bedeutende Industrie- und Gewerbeansiedlungen, markante technische und Verkehrsinfrastruktur, charakteristische Landschaften. In vielen Abschnitten, aber vor allem ab dem schiffbaren Bereich in Plochingen ist die Zugänglichkeit und Erlebbarkeit des Neckars durch Verkehrstrassen, technische Hochwasserschutzmaßnahmen und großflächige Industrie und Gewerbe eingeschränkt.
Der Masterplan Neckar wurde zwischen 2006 und 2008 erarbeitet. Ziel ist es, den Neckar kontinuierlich zu einem durchgängig erlebbaren und ökologisch wertvollen grünen Naherholungsband als Teil des regionalen Freiraum- und Biotopsystems zu entwickeln. Das Urheberrecht für den Masterplan liegt beim Verband Region Stuttgart, erarbeitet wurde er vom Planungsbüro »Planstatt Senner, Überlingen/Stuttgart« in Abstimmung mit den Kommunen.
Von den circa 200 Projektvorschlägen wurde bislang knapp ein Viertel realisiert, davon gut die Hälfte mit Mitteln des Verbands; teilweise ergänzt durch Mittel aus Förderprogrammen von EU, Bund oder Land. Dazu zählen regional bedeutende Projekte wie der Neckarstrand in Remseck, die großräumige Renaturierung der Zugwiesen in Ludwigsburg, aber auch »kleinere« Maßnahmen wie die naturnah gestalteten Uferbereiche am Neckartalradweg in Marbach oder die bei Wassersportlern beliebte Neckarwiese in Walheim mit Slipanlage und Grillstelle. Aktuell laufen die Einrichtung von Landschaftserlebniswegen mit Genussplätzen in den Steillagenweinbergen oder die Uferumgestaltung am Hafen des WSA-Betriebshofes zu einem attraktiven Aufenthaltsplatz in Stuttgart. Allesamt schaffen sie Anreize für Aufenthalt und Bewegung im Freien, leisten einen Beitrag zur Wohnumfeldverbesserung, zur Gesundheitsförderung, zum Ausbau des Biotopverbunds, zur Erhöhung der Klimaresilienz und zur Verringerung des Freizeitverkehrs. Nicht zuletzt bietet aktives Landschaftserleben in einer Region mit hohem Migrationsanteil einen Weg zur Identitätsbildung und Integration.
Zukünftig gilt es, noch stärker die Vernetzung der Siedlungs – mit den Erholungsgebieten am Neckar in den Blick zu nehmen und neue Akteurskooperationen in Bezug auf Planung und Trägerschaft anzustoßen – alles vor dem Hintergrund einer zunehmend diversifizierten Gesellschaft mit stark individualisiertem Freizeitverhalten. Knappe Freiflächenpotenziale und begrenzte Erweiterungsmöglichkeiten in den Siedlungsgebieten – gerade angesichts der angestrebten baulichen Nachverdichtung – erfordern es, einerseits die bestehenden Freiflächen effizienter und vielfältiger zu nutzen, andererseits bislang ungenutzte Freiflächenpotenziale zu erschließen. Insgesamt gilt, bei geringer Freifläche muss die Qualität der Angebote steigen oder anders gesagt, fehlende Fläche muss durch Qualität ausgeglichen werden.
Kontakt
Verband Region Stuttgart
Dr. Christine Baumgärtner
baumgaertner@region-stuttgart.org