Medieninformation
Die Region Stuttgart als Zentrum der Bauwende – IBA’27 gibt erste Einblicke in das Ausstellungsjahr 2027
Die Internationale Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA’27) hat am Freitag auf einer Pressekonferenz erste Ideen für ihr Ausstellungsjahr vorgestellt. Ziel ist es, das Jahr 2027 zu einem Großereignis zu machen, das die Region Stuttgart als Zentrum der Bauwende sichtbar macht. Im Mittelpunkt stehen zukunftsweisende Projekte und Vorhaben in der gesamten Region, die über thematische Routen für unterschiedliche Zielgruppen erschlossen werden sollen. Zentrale Ausstellungsorte in der Landeshauptstadt bündeln die Themen und Projekte. Im Gespräch dafür sind ein leerstehendes Kaufhaus und die Bahnsteighalle des alten Hauptbahnhofs. Diese und weitere Orte sollen durch künstlerische Interventionen und ein Rahmenprogramm erlebbar gemacht werden, das eine Brücke zwischen Architektur, Bautechnik, Stadtentwicklung und gesellschaftlichem Wandel schlägt.
Die intensive Arbeit der vergangenen Jahre habe Früchte getragen, berichtete der Intendant der IBA’27, Andreas Hofer. Seit dem Projektaufruf 2018 habe sich die IBA an fast 40 Wettbewerben beteiligt, Beteiligungsprozesse unterstützt, bauliche Innovationen gefördert und ein großes Netzwerk mit Partnerinnen aus Bau- und Immobilienwirtschaft, Forschung und Fachwelt aufgebaut. Viele IBA-Projekte sind komplexe Quartiersentwicklungen mit hohen sozialen, ökologischen und ökonomischen Ansprüchen. Themen wie Umbaukultur, Kreislaufwirtschaft, einfaches Bauen, Holzbau, neue und flächensparende Wohnformen, dichter und architektonisch anspruchsvoller Geschosswohnungsbau in Verbindung mit grünen und gemeinschaftsfördernden öffentlichen Räumen prägen durch die IBA inzwischen vielerorts die Diskussionen um Stadtentwicklung und Bauprojekte in der Region.
»Wir sind stolz darauf, dass viele Kommunen und Projektträger ihre anspruchsvollsten Projekte mit der IBA’27 entwickeln wollen«, so Hofer. »Gleichzeitig bergen solche komplexen Projekte das Risiko, dass nicht beeinflussbare Umstände, politische und wirtschaftliche Herausforderungen zu Verzögerungen führen.« Planungs- und Bauprozesse seien in den vergangenen Jahren in einem historisch seltenen Ausmaß unter Druck geraten. Dennoch sei er davon überzeugt, dass das Format einer IBA helfe, notwendige Veränderungen anzustoßen. »Auch wenn 2027 nicht alle Projekte fertiggestellt sind, wird das Ausstellungsjahr ein Meilenstein für die Bauwende sein und eine international relevante Perspektive auf die Zukunft des Bauens geben«, so Hofer.
Das Jahr 2027 steht auch im Zeichen des 100-jährigen Jubiläums der Stuttgarter Weissenhofsiedlung, dem ideellen Ausgangspunkt und Anlass der IBA. Unter anderem werden das neue Besucher- und Informationszentrum sowie die restaurierte Brenzkirche eröffnet. »Darüber hinaus präsentiert die IBA ein beachtliches Portfolio an realisierten Projekten in der gesamten Region«, berichtete Hofer. Zu sehen sind gebaute Projekte und Projekte im Bau, neue Technologien und Materialien sowie Visionen für zukunftsfähige Quartiere und Gebäude. »Es ist kein Geheimnis, dass noch nicht alle Projekte so weit sind, wie wir uns das erhofft haben«, so Hofer weiter. Das Ausstellungsjahr erfordere daher eine verstärkte Vermittlungsarbeit. Zentrale Ausstellungen und thematisch inszenierte temporäre Orte werden deshalb die Vielfalt der Projekte zusammenführen. Gleichzeitig wird die IBA zu einem kulturellen Großereignis, das durch künstlerische Interventionen und ein umfangreiches Rahmenprogramm zusätzliche Strahlkraft erfährt.
Zentrale Ausstellungsorte als Ankerpunkte
Die zentralen Ausstellungsorte in Stuttgart sollen gut erreichbare und sichtbare Ankerpunkte für die Gäste sein. Sie präsentieren die Themen und Projekte der IBA’27 und dienen als Ausgangspunkt für Besuche der Projektorte in der Region. Darüber hinaus tragen sie zur Entlastung der Weissenhofsiedlung bei. Mögliche Standorte für diese zentralen Ausstellungsorte werden derzeit diskutiert und geprüft.
Eine Option ist beispielsweise das Kaufhausgebäude in der Eberhardstraße in der Stuttgarter Innenstadt, das die Landeshauptstadt nach dem Auszug von Galeria Kaufhof erworben hat. Die Grundsubstanz des Gebäudes ist gut, vor einer neuen Nutzung sind jedoch umfangreiche Arbeiten an der Haustechnik und am Innenausbau notwendig. Die IBA schlägt vor, diese ohnehin notwendigen Maßnahmen zügig anzugehen, auch um Mehrkosten durch Baupreissteigerungen zu vermeiden. Für das Ausstellungsjahr 2027 könnte die IBA gemeinsam mit Partnern eine oder mehrere Etagen mit einer zentralen Ausstellung und kulturelle Zwischennutzungen bespielen und so den Ort schnell beleben. Die endgültige Nutzung des Gebäudes bleibt davon unberührt und offen.
Ein weiterer möglicher Standort ist die Querbahnsteighalle des alten Stuttgarter Hauptbahnhofs. Wenn der neue Tiefbahnhof wie geplant im Dezember 2026 in Betrieb geht, wird diese überdachte Fläche mit den alten Gleisanlagen und der vorhandenen In-frastruktur wie Toiletten und Gastronomie frei. Vor der endgültigen Neubebauung im Zuge der Entwicklung des Rosensteinviertels könnte sie ein temporärer und sehr prominenter Ort für das IBA-Ausstellungsjahr werden. Angedacht ist hier eine Kombination aus Bautechnik-Ausstellung und kulturellen Inszenierungen, die den Ort neu erlebbar machen. Erste Gespräche mit der Deutschen Bahn AG und der Landeshauptstadt Stuttgart verliefen positiv.
Projekte entdecken: Thematische Routen und 100 Jahre Weissenhof
Die zentralen Ausstellungsorte sind zugleich Sprungbretter zu den Projekten und Vorhaben in Stuttgart und der Region. Thematische Routen sollen die zahlreichen Projekte erschließen und unterschiedliche Zielgruppen ansprechen. Sie greifen zentrale Themen der IBA auf und führen zu den Projektorten, die zukunftsweisende Ansätze in Architektur, Stadtentwicklung und Baukultur erlebbar machen. Angedacht sind beispielsweise Routen zu Themen wie »Neues Wohnen«, »Produktive Stadt«, »Einfaches Bauen«, »Bautechnik« oder »Stadt am Fluss«.
Die Weissenhofsiedlung spielt als Ausgangspunkt der »Route der Moderne« eine zentrale Rolle. Andreas Hofer sieht den 100. Geburtstag dieser weltweit bedeutenden Architekturikone als »Anlass, auf die Errungenschaften der Moderne zurückzublicken und sie kritisch zu reflektieren«. Die Route wird daher historische Bezüge mit aktuellen Entwicklungen verknüpfen. Auf dem Weissenhof selbst stehen das neue Besucher- und Informationszentrum sowie die umgebaute Brenzkirche im Mittelpunkt. Gemeinsam mit ihren Partnern arbeitet die IBA darüber hinaus an einer respektvollen Weiterentwicklung der Siedlung, um sie als lebendiges Beispiel der Moderne zu erhalten und erlebbar zu machen. Hierzu können 2027 zumindest die Pläne gezeigt werden. Ein besonderes Augenmerk gilt auch der verträglichen Besucherlenkung in der bewohnten Siedlung.
Programm mit Strahlkraft – analog und digital
Der Ausstellungszeitraum wird von Frühjahr bis Herbst 2027 dauern und von einem vielfältigen Veranstaltungsprogramm begleitet. An den zentralen Ausstellungsorten und entlang der thematischen Routen sind Workshops, Summer Schools, Regionalkonferenzen, Exkursionen, Führungen sowie künstlerische Installationen und Interventionen geplant. Ziel ist es, ein breites Publikum anzusprechen – von Interessierten aus der Region bis hin zum internationalen Fachpublikum. Das Programm macht die Themen der IBA erlebbar und bietet Plattformen für Austausch und Diskussion, die über das Jahr 2027 hinaus wirken sollen.
Parallel zur physischen Ausstellung entsteht eine digitale Erweiterung. Eine in ersten Zügen bereits entwickelte IBA-App wird um digitale Touren, interaktive Inhalte und Verknüpfungen zwischen zentralen Orten und regionalen Projekten erweitert. Ergänzend sind digitale Dokumentationen und 3D-Visualisierungen geplant, die sowohl auf der Website als auch vor Ort verfügbar sind. Diese digitale Verknüpfung soll das Besuchserlebnis erweitern und die Inhalte der IBA einem breiten Publikum zugänglich machen.
Großes Netzwerk an Kooperationspartnern
In den kommenden Monaten wird die IBA ihre Planungen weiter konkretisieren. Dazu wurde intern ein Team gebildet, das die verschiedenen Elemente der Ausstellung koordiniert und weiterentwickelt. Eine wichtige Rolle wird hier auch die neue Geschäftsführerin der IBA’27 GmbH, Dr. Gabriele König, spielen. Die erfahrene Kulturmanagerin vervollständigt das IBA-Team von März 2025 an. Außerdem setzt die IBA auf die enge Zusammenarbeit mit ihren regionalen, nationalen und internationalen Netzwerken. Die zahlreichen Kooperationspartner aus Kultur, Wirtschaft, Bauindustrie, Immobilienwirtschaft, Tourismus, Wissenschaft, Hochschulen und großen und kleinen Kultureinrichtungen bringen wertvolle Perspektiven, Ressourcen und Programmbeiträge ein.
Diese Expertise soll ein Programm prägen, »das regionale Identität und globale Relevanz verbindet«, so Andreas Hofer. Es präsentiere nicht nur gebaute Projekte, sondern fördere auch den gesellschaftlichen und kulturellen Diskurs über die Bauwende. Eine besonders enge Zusammenarbeit pflegt die IBA’27 mit ihren Gesellschafterinnen und dem Land Baden-Württemberg – vor allem bei der inhaltlichen und organisatorischen Unterstützung und der Bereitstellung zusätzlicher Ressourcen.
Statements aus dem Aufsichtsrat
Dr. Frank Nopper, Aufsichtsratsvorsitzender der IBA’27 GmbH und Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Stuttgart, sagte mit Blick auf das IBA-Ausstellungsjahr 2027: »Stuttgart ist eine Stadt wegweisender Baukultur. Stuttgart hat eine ganz starke Architektur-Fakultät, Stuttgart ist die Stadt mit der höchsten Architektendichte in Deutschland. 100 Jahre nach dem Bau des Weltkulturerbes Weissenhof ist die IBA eine große Chance, Stuttgart ins internationale Rampenlicht zu rücken und ein starkes Zeichen der Transformation beim Bauen zu setzen. Diese Chance wollen und werden wir ergreifen. Deswegen unterstützt die Landeshauptstadt Stuttgart die IBA mit ganzer Kraft bei Planung und Umsetzung.«
Thomas S. Bopp, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der IBA’27 GmbH und Regionalpräsident a.D., sagte: »Das IBA-Ausstellungsjahr kann ein herausragendes Ereignis für die gesamte Region werden. Neben dem Weissenhof-Jubiläum stehen 2027 weitere Meilensteine an, die das Leben in der Region prägen werden. Mit der geplanten Eröffnung des neuen Hauptbahnhofs Ende 2026 steht mitten in Stuttgart ein architektonisches Meisterwerk, das 20 Jahre konfliktvolle Stadtgeschichte abschließt – eine Kathedrale des öffentlichen Verkehrs, die Hunderttausende anziehen wird. Das bietet die einmalige Chance, die IBA im direkten Umfeld dieses besonderen Ortes zu zeigen. Mit dem ehemaligen Kaufhof kann gezeigt werden, wie Einkaufstempel einer vergangenen Epoche eine neue Zukunft im Herzen der Stadtgesellschaft finden. Die IBA’27 hat bewiesen, dass sie nicht nur ausstellt, sondern gestaltet und selbstbewusst eine Zukunft der Region in einer herausfordernden Welt zeichnet. Dies gilt es nachhaltig zu sichern und die angestoßenen Prozesse über das Ausstellungsjahr hinaus zu verstetigen. Aus dem Aufsichtsrat und den politischen Gremien gibt es dafür bereits sehr positive Signale. So wird die IBA zu einem Aufbruch, der weit über 2027 hinaus wirken wird.«