06.03.23
Medieninformation

Klimaschutz und soziale Nachhaltigkeit beim Bauen

Dialogisches Konzeptverfahren für die Goldäcker in Leinfelden-Echterdingen bringt Investoren, Verwaltung und Planungsteams an einen Tisch / Siegerentwürfe für ökologisch-soziale Entwicklung der drei Baufelder kommen aus Deutschland und Österreich

Das mehrstufige dialogische Vergabeverfahren zur Neubebauung des Goldäcker-Areals in Leinfelden-Echterdingen ist entschieden. Eine Jury unter Vorsitz des Architekten und Stadtplaners Prof. Stefan Werrer (Stuttgart) wählte zur weiteren Planung und Umsetzung der Häuser des »KAEPSELE« genannten IBA’27-Vorhabens die Entwürfe der Planungsteams Studio Eder Krenn mit Rajek Barosch Landschaftsarchitekten (beide Wien), Herrmann und Bosch Architekten mit Bäuerle Landschaftsarchitektur und Stadtplanung (beide Stuttgart) sowie Duplex Architekten mit Sass Glässer Landschaftsarchitekten (Düsseldorf / Berlin). Für die koordinierende Freiraumplanung über die drei Baufelder hinweg soll das Büro Sass Glässer verantwortlich zeichnen.

Bis zum Präsentationsjahr der IBA’27 sollen am westlichen Rand von Echterdingen rund 180 nach höchsten ökologischen Ansprüchen gebaute Wohnungen entstehen. 30 Prozent davon werden als geförderter Wohnungsbau, zehn Prozent als gedämpfte Mietwohnungen und weitere zehn Prozent als preiswertes Wohneigentum realisiert. Das Quartier soll in Bau und Betrieb nach 15 Jahren CO2-neutral sein.

Dialog und offener Wissenstransfer befördern die Bauwende

Kooperation und fachlicher Austausch zwischen Investoren, Stadtverwaltung, Architekturbüros, Zivilgesellschaft und dem begleitenden Expertengremium hatten den Wettbewerb seit Juli 2022 geprägt. Zu Beginn stand die Vergabe der drei Baufelder an die am besten zu den Vorgaben der Kommune passenden Investorenkonzepte. Diese bekannten sich zu einem so ambitionierten wie zukunftsfähigen Dreiklang aus Ökonomie, Ökologie und Sozialem. »Mit der Aufteilung in drei Baufelder kommen unterschiedliche Schwerpunkte ins Areal«, so der Juryvorsitzende Prof. Stefan Werrer. »Die entstehende städtebauliche Vielfalt bedeutet Lebensqualität und sorgt für eine starke Quartiersidentität.«

Nachhaltigkeitsziele und reduzierte Baukosten

Für ehrgeizige Vorgaben bei der Nachhaltigkeit hatte die kontinuierliche Begleitung des Verfahrens durch das Büro Werner Sobek (Stuttgart) gesorgt. Doch nicht nur innovative Baukonstruktion und klimaneutrale Energieversorgung der Gebäude waren Teil der Aufgabenstellung. Auch das Zusammenleben der Menschen im neuen Quartier solle unter dem Einfluss von Hitzewellen, Dürreperioden und Starkregenereignissen gut funktionieren. Schwammstadt, Autofreiheit, geringstmögliche Versiegelung des Filderbodens waren deshalb in den Konzepten der Architektinnen ebenso selbstverständlich vertreten wie der Einsatz von Photovoltaik auf Dächern und Fassaden, umnutzbare Quartiersgaragen oder die klimaresiliente und schattenspendende Begrünung der Freiflächen.

Um kostenreduziert, schnell und zugleich maximal klimaschonend zu bauen, greifen die drei Siegerentwürfe auf eine modulare, recyclebare Holzbauweise und vorgefertigte Elemente zurück. Beton soll nur sparsam und wo nötig als Recyclingbeton verbaut werden. Als Materialien kommen lokal verfügbare Stoffe wie Stroh und Lehm zum Einsatz, selbst die Verwendung von Altkleidern als Dämmstoff soll geprüft werden.

»Wir sehen in den vergangenen Jahren einen enormen Wissens- und Kompetenzzuwachs bei den Planenden, der sich nun in diesen Arbeiten spiegelt«, so Jurymitglied Prof. Werner Sobek. »Wenn wir die Entwürfe so umsetzen, bekommt Leinfelden-Echterdingen ein beispielhaftes Zukunftsprojekt. Ich bin mit den Ergebnissen sehr zufrieden.«

IBA-Intendant Andreas Hofer hebt die Besonderheit des Verfahrens hervor: »Man sieht, was möglich wird, wenn Nachhaltigkeitsziele so früh im Prozess und so ambitioniert formuliert werden. Natürlich lernen wir alle immer noch dazu. Aber die Lösungen sind da, wir können sie jetzt bauen.«

Kooperierender Wettbewerb bis zur Entscheidungssitzung

Die auf die Investorenauswahl folgende Wettbewerbsphase war durch Ortstermine, Workshops und Impulsvorträge geprägt. Nicht nur die neun gesetzten Architekturteams konnten davon profitieren, sondern auch die einbezogenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung sowie die Bauträger. Neben zahlreichen beratenden Fachleuten sowie Mitgliedern des Gemeinderats waren alle diese Gruppen auch in der Jury vertreten. Oberbürgermeister Roland Klenk: »Wir haben mit dem besonderen Verfahren nicht nur in die Zukunft geschaut, sondern auch mit den Investoren geplant. Mit den prämierten Entwürfen haben wir nun beste Voraussetzungen dafür, dass auf den Goldäckern das Neue entstehen kann.«

Ergebnisse

Baufeld Nord
Investoren: Weisenburger Projekt GmbH und Kaufmann GmbH

  • 1. Preis: Studio Eder Krenn mit Rajek Barosch Landschaftsarchitekten (Wien)
  • 2. Preis: HHK Architekten mit Jedamzik + Partner Landschaftsarchitekten (Stuttgart)


Baufeld Mitte
Investoren: Gapp Objektbau GmbH

  •  1. Preis: Herrmann und Bosch Architekten mit Bäuerle Landschaftsarchitektur und Stadtplanung (Stuttgart)
  • 2. Preis: Einszueins Architektur mit YEWO Landscapes (Wien)

Baufeld Süd
Investoren: Strenger Bauen und Wohnen GmbH

  •  1. Preis: Duplex Architekten mit Sass Glässer Landschaftsarchitekten (Düsseldorf / Berlin)

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