Kreislaufwirtschaft
Förderung für zirkuläres Bauen
Die Internationale Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA’27) erhält vom Umweltministerium Baden-Württemberg eine Förderung von 80.000 Euro für die zweite Phase eines Projekts zum zirkulären Bauen. Das Ziel des Projekts ist es, am Beispiel ausgewählter IBA-Projekte und zusammen mit verschiedenen Firmen auszuprobieren, wie zirkuläres Bauen in der Praxis funktioniert. Neben der Benennung von Hürden und Vorschlägen zu deren Überwindung soll am Ende ein Werkzeugkasten entstehen, der die Anwendung von zirkulärem Bauen in der Praxis erleichtert. Hinzu kommen eine Plattform zum Wissensaustausch sowie ein regionaler digitaler Marktplatz für gebrauchte Baustoffe. Dabei kooperiert die IBA’27 mit den auf Stoffkreisläufe im Bauwesen spezialisierten Unternehmen Concular aus Stuttgart sowie Fibree und Block Materials aus den Niederlanden.
Als Beispiel dienen drei Gebäude, die abgerissen werden: eines im IBA’27-Projekt »Postareal Böblingen« und zwei im IBA’27-Projekt »Quartier Hangweide«. In der Ende 2022 abgeschlossenen ersten Phase des Projekts, die ebenfalls vom Umweltministerium gefördert wurde, haben die Fachleute die Baumaterialien dieser Gebäude digital erfasst und bewertet. Sie prüften dabei, welche der vorhandenen Materialien grundsätzlich beim Neubau wiederverwendet werden können – von ganzen Bauteilen wie Fenster und Türen, die direkt wieder neu verbaut werden könnten, bis zu zerkleinertem Abbruchbeton als Zuschlagsstoff für Recyclingbeton.
Die Idee des zirkulären Bauens: Wenn bereits hergestellte Materialien so lange wie möglich im Kreislauf bleiben und wiederverwendet werden, vermeidet das Abfall und spart natürliche Ressourcen und Energie. Allerdings stößt dieses Konzept in der Praxis auf viele Hindernisse. So muss beispielsweise für jedes Material oder Bauteil bilanziert werden, ob die Wiederverwendung tatsächlich auch ökologisch sinnvoll ist. Dazu sind in der ersten Projektphase einheitliche Materialpässe entwickelt worden. Insbesondere das Direktrecycling von ganzen Bauteilen stößt bislang auch auf baurechtliche Hürden. Zudem zeigte sich, dass es bei Bauträger:innen und in der Bauwirtschaft einen großen Beratungsbedarf zum zirkulären Bauen gibt.
In der zweiten Projektphase soll auf Basis dieser Erfahrungen nun unter anderem ein digitaler Marktplatz programmiert werden, der Anbieter:innen von Gebrauchtmaterial aus dem Rückbau mit Abnehmer:innen bei Neubauvorhaben regional zusammenbringt. Dazu sollen auch Materialien aus weiteren Gebäuden erfasst und bewertet werden. Die Fachleute wollen zudem herausfinden, wie die Materialien aus dem Rückbau ganz praktisch in Neubauprojekten eingesetzt werden können. Außerdem soll die Beratung zum zirkulären Bauen gestärkt werden, um eine breitere Umsetzung des Konzepts zu gewährleisten. Neben dem Marktplatz soll dazu auch eine Wissensplattform entstehen, um die Marktteilnehmer:innen besser zu informieren und Erfahrungen mit ähnlichen Projekten in anderen Teilen Deutschlands und Europas auszutauschen. Die Projektpartner:innen kooperieren dabei auch eng mit dem neuen Innovationszentrum Zirkuläres Bauen (InZiBau) des Landes Baden-Württemberg.
Stefanie Weavers, die das Projekt bei der IBA’27 betreut, betont: »Das Projekt zum zirkulären Bauen zeigt, dass die IBA eine ideale Plattform für innovative Lösungen für die künftige Kreislaufwirtschaft ist. Das Projekt bringt unterschiedliche Akteur:innen zusammen, die ihre verschiedenen Ansätze und Konzepte anhand der IBA-Projekte unter realistischen Bedingungen ausprobieren und vereinheitlichen können; so ergeben sich neue Synergien und Potenziale. Das ist entscheidend, wenn wir das zirkuläre Bauen in die Breite bringen wollen.«