29.09.22
Förderung

Lücken nutzen

Das Land Baden-Württemberg unterstützt fünf beispielgebende Projekte zur Schaffung von mehr Wohnraum, darunter zwei Vorhaben aus dem IBA’27-Netz

Im Rahmen der Wohnraumoffensive Baden-Württemberg und deren Baustein »Innovativ Wohnen BW« hat das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen fünf weitere Projekte als förderfähig eingestuft. Das gab die Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen Nicole Razavi MdL bekannt. Die fünf beispielgebenden Projekte zeichnen sich durch kreative und zugleich alltagstaugliche Ansätze für bezahlbares Wohnen aus. Insgesamt fünf Millionen Euro Förderung stellt das Land für ihre Umsetzung bereit. Zu den ausgewählten Projekten gehören die Vorhaben dem IBA’27-Netz Tobias-Mayer-Quartier in Esslingen am Neckar und Leben in der Vorstadt Schorndorf.

Ministerin Nicole Razavi MdL: »Das Motto des diesjährigen Projektaufrufs lautete ›Lücken nutzen‹, und darauf haben die fünf Projekte äußerst vielfältige und spannende Antworten gefunden. Zum einen geht es ganz wortwörtlich um das Schließen von Baulücken und das Aktivieren von Leerständen im Innenbereich der Kommunen. Zum anderen wird das Motto im Sinne von ›Wissenslücken schließen‹, Erfahrungsaustausch und innovativer Zusammenarbeit im Wohnungsbau neu interpretiert. Auf genau diesen Einfallsreichtum haben wir mit dem Projektaufruf gesetzt: Die Vorhaben bringen viele neue und gute Ideen zum Lücken nutzen ans Tageslicht, von denen wir alle lernen können. Indem wir sie als Wohnpioniere sichtbar machen und quasi in ein landesweites Schaufenster stellen, wollen wir auch andere inspirieren und Mut zur Nachahmung machen.«

Von Umnutzung bis Instrumentenkasten – die fünf Projekte

Die fünf Projekte wurden in einem zweistufigen Auswahlverfahren von einem Fachgremium ausgewählt und zur Förderung vorgeschlagen. Das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen begrüßt die Empfehlung des Gremiums und hat die Vorhaben als förderfähig eingestuft. Die Projekte stammen aus Baltmannsweiler, Esslingen am Neckar, Ludwigsburg, Neuried und Schorndorf:

In Esslingen realisiert die Esslinger Wohnungsbau GmbH gemeinsam mit zahlreichen Kooperationspartnern und unter Beteiligung der Stadtverwaltung und der Bewohnerschaft ein flächeneffizientes Wohnprojekt im neuen Tobias-Mayer-Quartier. Kennzeichen dabei ist die innovative Projektsteuerung und intensive, flexible Zusammenarbeit zwischen den »klassischen« Wohnbauakteuren und den Wohnprojektgruppen.

In Schorndorf geht es um das Schließen einer schwer zugänglichen Baulücke: Die Genossenschaft RemstalLeben eG plant in einer leerstehenden, denkmalgeschützten Hofstelle ein Wohnbauprojekt. Es sollen unterschiedliche Wohntypologien realisiert und durch Mehrfachnutzung und Gemeinschaftsflächen die individuelle Wohnfläche reduziert werden. Vorgesehen sind auch 20 Prozent Gewerbe und eine Kantine als multifunktionales, lebendiges Zentrum.

In Ludwigsburg möchte die Wohnungsbau Ludwigsburg GmbH gemeinsam mit drei weiteren Unternehmen einen alten Trafoturm als Azubi-Projekt in eine kleine Wohnung umbauen. Dies soll als Blaupause für die Umnutzung ungenutzter technischer Bestandsgebäude dienen und eine Form des »Kleinen Wohnens« realisieren. Für den Umbau sollen auch modulare Bauelemente entwickelt werden.

Die Gemeinde Baltmannsweiler will ihre Innenentwicklungspotenziale zur Schaffung von gemeinwohlorientiertem Wohnraum ausloten und die Ortsmitte in ein lebendiges gemischtes Wohnquartier umwandeln. Die Bürgerschaft soll dabei beteiligt und der Prozess wissenschaftlich begleitet und dokumentiert werden. Ziel ist ein Instrumentenkasten, den auch andere kleinere Kommunen nutzen können.

Die Gemeinde Neuried möchte mit Hilfe einer Studie eine Handreichung erstellen, um am Beispiel der leerstehenden ortsbildprägenden Tabakscheunen herauszuarbeiten, wie ungenutzte landwirtschaftliche Gebäude in innovativen Wohnraum umgewandelt werden können. Die Handreichung soll als Bürgerinfo dienen, um ein Bewusstsein für die ungenutzten Wohnraumpotentiale im Bestand zu schaffen und so Nachverdichtungen anzustoßen.

Im nächsten Schritt sollen mit den Projektträgerinnen Gespräche geführt und gemeinsam der mögliche Förderrahmen konkretisiert werden. Sobald die mögliche Förderhöhe feststeht, können die Projektträger passgenau ihren Förderantrag stellen.

Große Resonanz auf den Projektaufruf

Der Projektaufruf war im Februar 2022 auf große Resonanz gestoßen: Rund 80 Bewerbungen aus allen Landesteilen sind eingegangen. Antragsberechtigt waren sowohl Kommunen und städtische Wohnungsbaugesellschaften, als auch Genossenschaften, Vereine oder private Bauherren. »Wir brauchen alle Akteure, um mehr bezahlbaren und zukunftsgerechten Wohnraum zu schaffen. Jede Wohnung zählt, und auch jede gute Idee, um mehr Wohnraum zu schaffen, zählt,« so Ministerin Razavi.

Dritte Fördertranche

Die fünf Projekte wurden im Rahmen der dritten Fördertranche von »Innovativ Wohnen BW – Beispielgebende Projekte« ausgewählt. In einer ersten Fördertranche wurden Ende 2019 drei Projekte ausgewählt, die sechs beispielgebenden Projekte der zweiten Fördertranche wurden Ende 2020 verkündet. Sie umfassen sehr unterschiedliche umsetzungsorientierte, teils auch experimentelle Ansätze baulicher und konzeptioneller Art. Allen gemeinsam ist der beispielgebende Ansatz im Feld des gemeinschaftlich orientierten und bezahlbaren Wohnens und der innovative Umgang mit Zukunftsthemen wie zum Beispiel der resilienten Stadt oder neuen Wohntypologien. Auch für die ersten zwei Fördertranchen hat das Land je fünf Millionen Euro bereitgestellt.

Hintergrund: Wohnraumoffensive BW

Mit der Wohnraumoffensive BW setzt das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen neue Impulse für mehr bezahlbaren, sozial gemischten und zugleich innovativen Wohnraum. Die wesentlichen drei Bausteine sind der Grundstücksfonds, das Kompetenzzentrum Wohnen und die Patenschaft Innovativ Wohnen BW, die die Verzahnung der Themen Bezahlbarkeit und Innovation im Wohnen zum Thema macht.

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